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Ärger über Zeitgenossen? Das ist die Antwort der Stoiker.



Wer kennt sie nicht, die täglichen Quälgeister unter unseren Mitmenschen: Die Aufschneider und Blender, die sich immer in der Vordergrund drängen, diejenigen, die sich auf Kosten anderer lustig oder wichtig machen, die ewigen Nörgler, die Unhöflichen, die im Supermarkt lautstark nach der zweiten Kassa brüllen, die Vordrängler und Egozentriker?

Wir ärgern uns über solche Zeitgenossen und oft machen sie uns sogar wütend.

Insgeheim wünschen wir uns vielleicht, dass dieses Verhalten bestraft werden würde und hoffen auf ausgleichende Gerechtigkeit oder Karma. Wenn diese Art von Gerechtigkeit dann ausbleibt, macht uns das doppelt so wütend.

Die Stoa rät uns, ganz anders mit diesem Fehlverhalten unserer Mitmenschen umzugehen, nämlich mit Nachsicht. Stoiker erachten grundsätzlich alle Menschen für vernunftbegabt, jedoch handeln diese immer wieder aus Unwissenheit und Gedankenlosigkeit unvernünftig. Für Stoiker resultiert Fehlverhalten aus dieser mangelnden Einsicht. Wenn mein Gegenüber es einfach nicht besser weiß, macht es wenig Sinn, darüber wütend zu sein.

„Wie wir die Blinden und Lahmen bemitleiden, so sollten wir auch diejenigen bemitleiden, die in ihren wesentlichsten Fähigkeiten verblendet und gelähmt sind. Wer sich das vor Augen hält, wird auf niemanden wütend sein, sich über niemanden ärgern, sich über niemanden empören, niemanden beschimpfen, niemanden verurteilen, niemanden hassen, niemanden beleidigen.“ Epiktet

Zugegeben, es ist nicht mehr ganz zeitgemäß, Menschen mit Beeinträchtigungen als bemitleidenswert zu sehen, immerhin ist dieses Zitat über 1800 Jahre alt, dennoch macht es jene Grundhaltung deutlich, die wir unserem Ärger entgegensetzen sollten.

Selbst Marc Aurel, immerhin als römischer Kaiser der damals mächtigste Mann der Welt, war mit solchen herausfordernden, feindlichen oder anmaßenden Mitmenschen konfrontiert und auch er fühlte dabei Ärger und Wut.

Als Stoiker riet er, diesem Verhalten statt mit Zorn, mit Nachsicht zu begegnen, und diesen Rat richtete er in seinen “Selbstbetrachtungen” auch immer wieder an sich selbst.

Er verdeutlichte sich dabei, dass jenes Fehlverhalten daher rührt, nicht zu wissen, worum es im Leben wirklich geht. Hätte man diese rechte Einsicht, würde man anders handeln.

Außerdem helfe es, um seinen Ärger zu verringern, sich zu vergegenwärtigen, dass man selbst auch nicht frei von Fehlern ist.

„Wann immer du dich über die Fehler von jemandem ärgerst, richte deine Aufmerksamkeit sogleich auf ähnliche Fehler, die dir selbst unterlaufen sind – etwa Geld oder Freuden oder Ruhm als erstrebenswertes Gut anzusehen – oder was auch immer es sei. Wenn du darüber nachdenkst, wird dein Ärger schnell verfliegen. Marc Aurel


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