Sitzkissen, Räucherstäbchen, Klangschalen: Klimbim oder essenziell?
Mit Meditation verbinden die meisten von uns gewisse Bilder und Klischees. Wir denken an Sitzkissen, Klangschalen, Räucherstäbchen, Buddha-Statuen und den anderen Nippes, der üblicherweise in westlichen Ashram-Imitationen so herumsteht. Für viele, die mit dem Meditieren beginnen möchten, sind es gerade diese Accessoires, die den besonderen Reiz an der Sache ausmachen. Andere sehen dies eher als unreflektierte Vereinnahmung fremder Kulturgüter und werden dadurch abgeschreckt.

Die Meditationstechniken, die ich mit diesem Blog (und demnächst auch als 1:1 Meditations-Stunden online) vermitteln möchte, sind rein säkularer Natur. Das soll heißen, dass ich mich sehr wohl intensiv mit den religiösen und kulturellen Ursprüngen der verschiedenen Formen beschäftigt habe, jedoch bloß deren Wirkelemente zu einer schlüssigen Form vereint anwende. Damit stimme ich mit dem Zugang von Jon Kabat Zinn oder Andy Puddicombe überein. Gleichzeitig erachte ich es als notwendig darauf zu achten, Meditation nicht zu einer reinen Tool-Box an Methoden verkommen zu lassen, deren einziger Zweck darin besteht, uns tüchtiger und fitter for Life zu machen. So würde man sonst viele Erfahrungen und Selbsterkenntnisse, die einem durch die Meditation vermittelt werden können einfach versäumen.
Ich möchte also Meditation ohne esoterischen und religiösen Beiwerk vermitteln. Da drängt sich nun die Frage auf, ob ich als rationaler Meditierender die vorhin genannten Requisiten benötige, oder ob sie unter Umständen vielleicht mehr als das sein können.
Sehen wir uns drei der gängigsten Utensilien mal näher an:
Räucherstäbchen
Die vor sich hin qualmenden Stäbchen sorgen für einen raumfüllenden Duft in den verschiedensten Noten. Dieser vermittelt vielen eine ruhige, feierliche und andachtsvolle Stimmung, was freilich das Gelangen in einen meditativen Zustand erleichtern kann. So gesehen können die Stäbchen durchaus dienlich sein, um in einem persönlich geschaffenen Ritual die nötige Stimmung zu erzeugen.

Reinigende Wirkung, wie es Esoterik-Läden versprechen, hat Rauchwerk natürlich nicht. Im Gegenteil: Man sollte sich auf jeden Fall der Tatsache bewusst sein, dass das Einatmen des Rauchs gesundheitsschädigend ist. So berichten Forscher des Masonic Cancer Center der University of Minnesota in der Fachzeitschrift Cancer, dass Räucherstäbchen, Räucherkerzen, -pfannen und -gefäße nachweislich die Gefahr von Krebserkrankungen der oberen Atemwege erhöhen.
Da es mittlerweile auch unbedenkliche Möglichkeiten gibt einen Raum zu beduften, würde ich eher auf diverse Diffusoren und ätherische Öle zurückgreifen.
Fazit: Der Duft von Räucherstäbchen kann Meditation unterstützen, ist aber gesundheitsschädlich.
Sitzkissen
Mit den verschiedenen Formen des Sitzens während der Meditation, wird sich noch ein anderer Artikel dieses Blogs beschäftigen. Daher an dieser Stelle nur kurz gefasst:
Um zu meditieren ist es nicht nötig auf dem Boden zu sitzen. Wir assoziieren diese Art des Sitzens vor allem deshalb mit dem Meditieren, weil deren Formen aus Zeiten und Gegenden stammen, in denen die Menschen auf dem Boden saßen oder hockten, da sie einfach keine Möbel hatten.

Freilich kann man sich wenn man am Boden sitzend meditiert, eine besondere Erdung, oder irgendeinen dubiosen Energiefluss erträumen, der dann über den Popo in den gesamten Körper diffundiert. Tatsächlich haben aber die allermeisten westliche geprägten Menschen erhebliche Schwierigkeiten länger in diversen Sitzpositionen am Boden zu verharren. Durch am Boden Sitzen hervorgerufene eingeschlafene Füße, Krämpfe oder gar Schmerzen stehen einer Meditations-Routine eher im Wege als, dass sie sie fördern. Du kannst also ruhigen Gewissens auf einem ganz normalen Stuhl oder Hocker meditieren. Achte einfach darauf, dass sich dabei deine Knie auf einem Niveau unterhalb deines Beckens befinden und schon schaffst du die Basis einer aufrechten, aber dennoch entspannten Körperhaltung.
Fazit: Wer Sitzen auf dem Boden schmerzfrei praktizieren kann und dies als bequem empfindet soll natürlich ruhig in dieser Haltung meditieren. Wer jedoch dabei über meditierende Sesselhocker die Nase rümpft, hat etwas missverstanden.
Klangschalen
Eigentlich waren die Dinger ursprünglich nichts weiter als Kochgeschirr im fernöstlichen Raum, das wenn man mit dem Kochen fertig und dagegen schlug angenehme Töne erzeugte. Die westliche Esoterik-Szene schreibt diesen Schalen und den von ihnen erzeugten Tönen die fantastischsten Effekte zu.

So werden teure Schalen verkauft, die auf eine definierte Frequenz gestimmt sind, die sich durch wiederholte Verdopplung der Umlauf- oder Rotationsfrequenz eines Planeten unseres Sonnensystems ergeben soll. Außerdem gibt es noch Schalen für die Mondschwingungen, oder die Gravitationslänge der Sonne. All das ist natürlich Bullshit und Geldschneiderei.
Der Klang solcher Schalen wirkt freilich auf unser Gehirn, wie auch Musik oder andere Töne und Geräusche das tun. Außerdem kann der wabernde Ton, der immer leiser wird, bis er schließlich zu einem von unserem Gehirn erzeugten Phantom-Ton wird, ein ausgezeichnetes Betrachtungsobjekt der Meditation sein. Der Klang kann auch zu Beginn einer Sitzung dabei helfen die nötige Stimmung zu erzeugen, um leichter in den Zustand der Meditation zu gelangen.
Fazit: Klangschalen können die Meditation durchaus fördern, klingen interessant und sind hübsch anzusehen. Irgendwelche kosmische Energien zapfen sie aber definitiv nicht an.
Japamala
Darunter versteht man eine Gebetskette, die man im hinduistischen und buddhistischen Raum benutzt. Die Kette wird daher bei uns auch oft als “Buddhistischer Rosenkranz” bezeichnet, da er tatsächlich in Form und Verwendungszweck dem christlichen Rosenkranz sehr nahe kommt.

Die Kette besteht meist aus 108 Perlen und einer aus der Reihe abgesetzten sogenannten Guru- oder Bindu-Perle. Diese Perlen dienen im Prinzip zu nichts anderem, als zum unangestrengten Abzählen von gesungenen, gesummten oder auch gedachten Mantras. Man kann damit auch einfach seine Atemzüge zählen, in dem man nach jedem Atemzug eine Perle durch seine Finger gleiten lässt. Sobald man mit den Fingerspitzen spürt, dass man die Guru-Perle erreicht hat, kann man entweder aufhören, oder noch eine Runde einlegen. So gesehen, erfüllt die Mala zunächst die simple Funktion einer reichlich unexakten Stoppuhr.
Gleichzeitig ist die manuelle Tätigkeit des Perlen-Zwirbelns, die damit einhergehenden taktilen Empfindungen, kombiniert mit Atembeobachtung oder Ähnlichem, eine gute Methode, die ansonsten umherschweifen Gedanken, den sogenannten Affengeist, mit einer an sich sinnlosen Tätigkeit zu beschäftigen.
Mit der traditionellen Nutzung der Mala gehen einige Regeln einher. So sollen die Perlen der Mala unbedingt zwischen Zeige- und Mittelfinger weitergeschoben werden. Der Zeigefinger darf die Perlen nicht berühren, weil dieser für das Ego steht. Außerdem darf die Japamala nie den Boden berühren. Die Kette soll auch nahe am Herzen gehalten werden und so soll sie sich nach und nach mit (freilich unsichtbarer und unmessbarer) Energie aufladen….Was natürlich Quatsch ist!
All dieser Regeln einfach zu übernehmen, ohne deren kulturellen Ursprung zu kennen und sich davon magische Wirkung zu erhoffen ist unsinnig.
Allerdings haben es Regeln nun mal so an sich, dass sie eine gewisse Achtsamkeit hervorrufen. Das soll heißen: Wenn ich die Mala mit einer gewissen Sorgfalt behandle, kann für mich dadurch der Wert ausgedrückt werden, den ich meiner Meditations-Routine entgegenbringe. Indem ich bewusst, die Perlen auf eine bestimmte Weise mit bestimmten Fingern weiter schiebe, bewahre ich meine Übung vielleicht vor der Achtlosigkeit. Messe ich den, an sich willkürlichen Regeln, aber zu viel Bedeutung bei, betreibe ich nichts weiter als Cargo-Kult.
Fazit: Die Japamala kann in Kombination mit Atembeobachtung oder Mantras den Einstieg in die Meditation erleichtern. Magische Kräfte sollte man ihr allerdings nicht zuschreiben.